Experte in Herzebrock: „Enkeltrick kann jeden treffen“

Wie versuchen Betrüger, älteren Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen? Darum drehte sich ein Vortrag in Herzebrock-Clarholz.
Begrüßten zahlreiche Interessierte zur Präventionsveranstaltung „Enkeltrick und Co.“: (v. l.) Marco Hein, Bernd Schäfer, Walburga Falkenreck, Heinz Müller und Lucia Herfert.Foto: Baum

Herzebrock-Clarholz (reba) - Zum ersten Mal drehte sich in einer Veranstaltung des Seniorenbeirats im evangelischen Gemeindehaus alles um das Thema „Enkeltrick und Co“. Das Interesse am Thema war ungebrochen, hört und liest man doch wöchentlich über die rücksichtslosen Enkeltrick-Betrügereien in den Medien.

„Viele kannten die Masche, trotzdem hat sie sie überfordert“

Kriminaloberkommissar Marco Hein von der Kreispolizeibehörde Gütersloh informierte jetzt mehr als 50 Frauen und Männer bei einer Informationsveranstaltung über neueste Betrugsmaschen und darüber, wie man sich schützen kann. „Es kann wirklich jedem passieren. Viele Telefonbetrugsopfer kannten die Betrugsmasche, die ihnen widerfahren ist. Trotzdem hat sie der direkte Telefonkontakt mit dem Betrüger überfordert. Etliche Opfer beschreiben, dass sie sich während des direkten Telefonkontakts handlungsunfähig, wie ferngesteuert oder wie hypnotisiert fühlten. Obwohl sie sich vorher sicher gewesen seien, dass ihnen so etwas nicht passieren kann“, hielt Marco Hein zu Beginn fest.

Per Enkeltrick, Schockanrufen, Hauptgewinnversprechen oder Internet-Betrugsmaschen versuchen Kriminelle, Geld oder Schmuck zu ergaunern. Vielfach erfolgreich, weil die späteren Opfer in eine Situation gedrängt werden, in der sie nicht mehr rational urteilen und agieren können. Viele würden dabei ihre Lebensersparnisse an die Betrüger verlieren.

Mitschnitte eines Gesprächs verdeutlichen die Methoden der Betrüger

Hein ist im Kriminalkommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz zuständig für den Bereich Senioren, informiert regelmäßig über Methoden, sich zu schützen, klärt über die neuesten Tricks der Betrüger und Diebe auf, ist mit den immer neuen Varianten vertraut. Er verwies darauf, dass selbst Senioren, die eine beruflich erfolgreiche Vita als Staatsanwalt, Arzt, Steuerberater und Prokurist haben, zum Opfer werden könnten. 

Marco Hein hatte den Besuchern Mitschnitte eines Gesprächs mitgebracht, die deutlich machten, wie der sogenannte Enkeltrick funktionieren kann. Zu seinen Aufgaben zählt es, Präventionsbotschaften zu vermitteln, wie man Menschen schützen kann.

Wenn die Enkelin auf einmal Geld für eine Kaution fordert

„Es gibt keine Kaution für deutsche Staatsbürger nach einem Verkehrsunfall oder bei anderen Delikten“, erklärte Marco Hein. Die Geschichte, die er vorstellte, handelte davon, dass die Enkelin einen Autounfall hatte und dabei eine Person überfahren hat. Die Enkelin könne deshalb nur nach Zahlung der Kaution entlassen werden oder einer Gefängnisstrafe entkommen. 

Somit braucht sie schnell eine hohe Summe Geld. Schon mit einfachen Mitteln könnte man sich schützen. Der Fachmann gab Tipps: Vom Anrufbeantworter, der alle Gespräche entgegennehmen kann – schließlich würden Kriminelle nicht aufs Band sprechen – über den Verzicht auf einen Eintrag im Telefonbuch oder sich austragen zu lassen. Bis hin zur Vereinbarung eines Familienkennworts und bei unseriösen Anrufen schnellstmöglich aufzulegen und dann die 110 zu wählen.

Besucher geben Infos und Tipps weiter

Veranstaltungen wie des Seniorenbeirats seien immer wieder hilfreich, sagte Marco Hein. Bekanntes, Neues, ein Erinnerungsspiel als Gedächtnisstütze. Die Besucher haben Informationen, Tipps und Anregungen bekommen, die sie an Nachbarn, Freunde, die Familie weitergeben, wenn sie davon erzählen. Das oberste Ziel sei es, dass es erst gar nicht zu den Straftaten kommt, schloss Hein den Vortrag.

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